Bald ist es soweit, der Winter steht wieder vor der Tür. Die Tage werden stetig kürzer und die Temperaturen langsam kühler. Durch die verminderte Einstrahlung der Sonne verliert nun auch das Pitta-Dosha merklich an Einfluss. Im Winter ist je nach Wetterlage entweder das Kapha-Dosha (feuchtes, kühles Wetter) oder das Vata-Dosha (trockenes, kaltes Wetter) vorherrschend.
Herbst
nördlicher Kreislauf der Sonne geht zu Ende
Vom Sommer Pitta angereichert, Vata und Kapha nehmen zu
Winter
Sonne hat den niedrigsten Stand und befindet sich auf dem südlichen Kreislauf
Vata stark bei kaltem und trockenem Wetter, Kapha stark bei kaltem und feuchtem Wetter
Frühling
Sonne beginnt nördlichen Kreislauf, steigt höher
Kapha verflüssigt sich, Pitta nimmt zu
Dem Winter begegnen
Wie wir alle jedes Jahr wieder erleben, haben diese jahreszeitlichen Veränderungen einen maßgeblichen Einfluss auf unser Befinden und unsere Lebensweise. Der Organismus hat im Winter einen höheren Energiebedarf, um sich vor Kälte zu schützen und die Körpertemperatur konstant zu halten. Wärmende Kleidung, die den Energieverlust dämmt und eine entsprechend energiereiche Nahrung, die die notwendige Körpertemperatur erzeugen kann, sind wichtig. Auf die von außen einwirkende Kälte reagiert der Körper mit einem Zusammenziehen der Poren und des Unterhautgewebes und bringt die hier abgezogene Wärme in den Verdauungstrakt, was durch die Vermehrung von Pitta den Appetit steigert. Eine starke Verdauungskraft ist erforderlich, um die energiereichere Nahrung, die meist schwerer und Kapha betont ist, für den Körper nutzbar zu machen. Die Verdauungskraft, das Agni, kann durch entsprechende Gewürze wie Ingwer, Nelke und Zimt unterstützt und gesteigert werden.
Allgemeine Ernährungsempfehlung für den Winter
Vermeiden Sie grundsätzlich größere Mengen an Nahrungsmitteln, die Kapha oder Vata stark vermehren. Achten Sie darauf, dass in Ihren Mahlzeiten alle sechs Geschmacksrichtungen enthalten sind, proportional entsprechend der Konstitution und Verdauungskraft. Fasten Sie auf keinen Fall oder lassen Mahlzeiten aus. Bevorzugen Sie warme Suppen und Eintöpfe.
Frühstück 10.00 – 10.30 Uhr
warmer Haferbrei mit Apfelmus oder reife, in Ghee gebratene Banane
Mittagessen 13.00 – 14.00 Uhr
Kitchari mit Ghee, Eintopf oder Suppe mit regionalen Gemüsen der Jahreszeit und Nudeln oder Reis
Abendessen 17.00 – 19.00 Uhr
leichte, warme Suppen
Frühstück 10.00 – 10.30 Uhr
Haferbrei mit Milch und Datteln oder Feigen
Mittagessen 13.00 – 14.00 Uhr
Kitchari mit Gewürzen, die Pitta nicht steigern; Reis, Nudeln, Eintopf oder Gemüsesuppe
Abendessen 17.00 – 19.00 Uhr
kräftiger Eintopf
Frühstück 10.00 – 10.30 Uhr
warmer Gerstenbrei mit Trockenfrüchten
Mittagessen 13.00 – 14.00 Uhr
Kitchari scharf gewürzt oder Suppen bzw. Eintopf mit Gemüsen der Saison und scharfen Gewürzen
Abendessen 17.00 – 19.00 Uhr
leichte, warme Suppen
Im Takt der Natur
Stehen Sie morgens gegen 7.00 Uhr auf und gehen Sie nicht zu spät schlafen, am besten zwischen 22.00 Uhr und 23.00 Uhr. Versuchen Sie körperlich mäßig aktiv zu sein, aber vermeiden Sie es, komplett inaktiv zu sein. Setzen Sie sich nicht länger kaltem Wind aus. Gehen Sie falls möglich, undbedingt in die Sonne. Massieren Sie sich täglich mit warmen Sesamöl. Das bringt Wärme in den Körper und schützt die Haut vor Austrocknung.
Tropfen Sie einmal täglich zwei bis drei Tropfen warmes Sesam- oder Kalmus-Öl in die Nase. Das hält die Schleimhäute feucht und schützt vor Infektionen.
Tragen Sie kräftige, warme Farben wie Gelb, Orange und Rot. Das bringt Wärme ins Gemüt und hilft, Trägheit zu überwinden. Tragen Sie auf jeden Fall Schal und Mütze und halten Sie die Ohren warm. Das hilft gegen den Verlust von Wärme, den die meiste Körperwärme geht über den Kopf verloren.
In der Übergangszeit vom Herbst zum Winter verzichten Sie auf jeden Fall auf Kaphe erhöhende Nahrung wie Hartkäse, kalte Getränke und Speiseeis. Trinken Sie warme Kräutertees mit Ingwer, Zimt, Nelken und andere wärmenden Kräutern.
Quelle: Auszug aus dem Beitrag von Michael Rohrschneider | Auyrveda-Journal Nr. 56