Die Tag- und Nachtgleiche ist vorüber. Die Tage werden merklich kürzer und die Sonne steht nicht mehr so hoch am Himmel, sie vollendet ihren nördlichen Lauf. Die Natur zeigt noch einmal eine andere Facette ihrer wunderbaren Farbenpracht in verschiedenen roten, gelben und braunen Farbtönen. Sie beginnt langsam die Säfte zurückziehen um die Kräfte tief im Inneren für den Beginn eines neuen Zyklus zu bewahren.
Nach manch heißem Sommer erfreut uns die morgendliche Frische und Kühle, weil wir noch die aufgestaute sommerliche Hitze in unserem Körper spüren, obwohl die Temperaturen schon gemäßigt sind. Dies ist ein Anzeichen für einen Pitta-Überschuß.
Sommer
Sonne erreicht höchsten Stand.
Pitta sammelt sich im Körper an.
Herbst
Nördlicher Kreislauf der Sonne geht zu Ende.
Vom Sommer Pitta angereichert, evtl. Vata ebenfalls nach trockenem Sommer.
Winter
Sonne hat den niedrigsten Stand und befindet sich auf dem südlichen Kreislauf.
Vata stark bei kaltem und trockenem Wetter, Kapha stark bei kaltem und feuchtem Wetter.
Frühling
Sonne beginnt nördlichen Kreislauf, steigt höher.
Kapha verflüssigt sich, Pitta nimmt zu.
Dem Herbst begegnen
Um Beschwerden vorzubeugen, die durch vermehrtes Pitta entstehen können, sollte das überschüssige Pitta über den Darm (Virechena) ausgeleitet oder durch eine Pitta ausgleichende Ernährung reduziert werden. Da die Sommer in Mitteleuropa aber sehr unterschiedlich, also warm und trocken, aber auch kühl und feucht ausfallen können, ist die Ansammlung von Pitta im Organismus unterschiedlich.
Der Herbst, in dem eigentlich Vata vorherrschend ist, kann möglicherweise kühl und feucht (Kapha-Eigenschaften) oder auch trocken, kalt und windig (Vata-Eigenschaften) ausfallen. Der Stand der Sonne bestimmt die Jahreszeiten und die dazugehörigen Doshas, die aber durch Schwankungen des Wetters beeinflusst werden können.
Deshalb ist zum Jahreszeitenwechsel vom Sommer zum Herbst in unserer gemäßigten Klimazone eine leichte Ausleitung oder eine Reduzierung von Pitta zu empfehlen.
Aus diesen Gründen können gesunde, erwachsene Menschen bis 75 Jahre durch die Gabe von 250 ml Milch mit 20 ml Rizinusöl das zu Herbstbeginn angesammelte Pitta ausleiten.
Wer Probleme mit dem Darm oder andere gesundheitliche Beschwerden hat, sollte auf jeden Fall vorher einen Ayurveda-Experten konsultieren.
Pitta kann auch durch die Einnahme von bitterem Ghee oder Nahrung mit den Geschmacksrichtungen bitter, adstingierend und süß, wie z. B. Basmatireis, reduziert werden.
Allgemeine Ernährungsempfehlung für den Herbst
Im Herbst sollte dann die Ernährung – je nachdem, ob kaltes, trockenes, windiges Wetter (Vata) oder kühles feuchtes, nebliges Wetter (Kapha) vorherscht – Vata oder Kapha beruhigend sein. Die Verdauungskraft (Agni) wird nach dem Sommer wieder stärker und sollte unterstützt werden, um gehaltvolle Nahrung verdauen zu können und um mehr Energie zu produzieren. Warme Getränke und Speisen sollten bevorzugt werden.
Die Nahrung soll gehaltvoll und stärkend sein um das Agni zu unterstützen. Kitchari mit gekochtem Gemüse, warme Suppen und Reis mit jahreszeitlich regionalem Gemüse sind zu bevorzugen.
Meiden Sie auf jeden Fall kalte Getränke, Speiseeis, Hartkäse, Joghurt und alles, was Kapha oder Vata provoziert. Allgemein sollten Sie nur wenig Rohkost essen, denn diese bringt Kälte in den Körper und schwächt das Agni.
Ayurvedische Rezepte für den Herbst
Ayurvedisches Frühstück (1 Portion)
- 80g Haferflocken oder Dinkelflocken, 5-Korn-Mix bzw. Gerstenflocken
- 1 Handvoll Nüsse (z.B. Mandeln, Sonnenblumenkerne o.ä.)
- 1 Handvoll Rosinen
- evtl. Ingwer, frisch gerieben
- 1 EL Ghee
- 1 Apfel, großzügig gewürfelt
- Zimt, Kardamom, Bourbon-Vanille
- Agavendicksaft oder Rohrzucker
- Wasser
In einem kleinen Topf das Ghee erhitzen und darin die Nüsse, den Ingwer und die Rosinen anrösten. Anschließend die Flocken darübergeben. Das Ganze schwenken und anschließend mit so viel Wasser aufgießen, dass das Wasser ca. 1 cm über den Flocken steht. Nun die Temperatur herunterstellen. In einem anderen kleinen Topf etwas Wasser erhitzen und darin den gewürfelten Apfel mit dem Zimt weich dünsten. Wenn die Flocken alles Wasser aufgenommen haben, werden sie in einen tiefen Teller gegeben und mit dem gedünsteten Apfel vermischt. Zum Süßen jetzt den Agavendicksaft oder den Rohrzucker nach Belieben verwenden.
Tipp: Wer mag, kann noch 1 TL Ghee über den warmen Brei geben.
Zarte Ingwermöhren für das Mittagessen (3-4 Personen)
- 750g Möhren
- ca. 1 cm langes Stück Ingwer
- 1 EL Ghee
- 1 Nelke
- 1 TL Koriandersamen
- 1/2 TL Kreuzkümmelsamen
- Kräutersalz, frischer Koriander
Die Möhren schälen, in Scheiben oder Stifte schneiden. Den Ingwer ebenfalls schälen, fein raspeln oder würfeln. Die Gewürze mit dem Salz im Mörser zerkleinern und im Ghee etwas anbraten. Dann den Ingwer hinzufügen und kurz anbräunen, die Möhrenstücke dazugeben und mit ca. einer Tasse Wasser ablöschen und gar köcheln lassen. Zum Schluss den frischen Koriander unterheben oder darüberstreuen.
Pastinakencremesuppe für das Abendessen (4 Personen)
- 3 Pastinaken,
- 1/2 Stange Lauch (klein)
- 1 EL Ghee
- 2 TL Fenchelsamen
- 1 TL Kümmelsamen
- 1/2 TL Currypulver (mild)
- 1/2 TL frischer geriebener Ingwer
- 1 1/2 l ausgekochte Gemüsebrühe
- 1 MSP Muskat, Kräutersalz und etwas schwarzer Pfeffer
- frische Petersilie
Die Pastinaken und den Lauch klein schneiden, mit der Gemüsebrühe weich kochen und pürieren. In einem Extratopf das Ghee erhitzen, die fein gemörserten Fenchel- und Kreuzkümmelsamen hinzufügen und unter ständigem Rühren etwas anrösten. Dies zu der pürierten Gemüsesuppe hinzufügen, mit etwas Kräutersalz, Pfeffer und 1 MSP Muskat abschmecken und mit frisch gehackter Petersilie dekorieren. Evtl. etwas Zitrone hinzugeben.
Im Takt der Natur
Beginnen Sie in den letzten sieben Tagen des Sommers und den ersten sieben Tagen des Herbstes mit der Umstellung in der Ernährung und der täglichen Routine. Dabei sollten Sie sich nicht starr an dem kalendarischen Herbstbeginn orientieren, sondern auch die Witterungslage berücksichtigen.
Stehen Sie morgens gegen 6.00 Uhr auf. Ölmassagen sind im Hebst besonders wichtig, um den Körper zu stärken und widerstandsfähig zu machen. Verwenden Sie dafür Sesamöl oder ein stärkendes Öl wie Mahanarayan Thaila, bevor Sie nach ca. 20 Minuten eine warme Dusche nehmen. Machen Sie nach dem Zähneputzen eine Mundspülung mit warmem Sesamöl und gurgeln Sie mit warmem Wasser, in dem Sie über Nacht einen Teelöffel Haritaki eingeweicht haben.
Mit Yoga Asanas und Atemübungen können Sie Vata und Kapha beruhigen. Besonders geeignet ist auch der Sonnengruß. Machen Sie so viele Durchgänge wie Sie können und steigern Sie sich möglichst täglich um einen auf zwölf insgesamt. Geben Sie täglich ein bis zwei Tropfen Anu Tailam-Nasenöl in jedes Nasenloch und massieren es etwas ein.
Mit einer ayurvedischen Ernährung und Lebensweise kommen Sie gut durch den Winter und können sich jetzt schon auf einen gesunden Frühling freuen.
Lust auf eine Ayurvedakur? Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Quelle: Auszug aus dem Beitrag von Michael Rohrschneider | Auyrveda-Journal