Licht, Leben & Freude
Je nördlicher auf der Erdhalbkugel wir uns befinden, desto größer ist die Freude über Sommer, Sonne und Wärme. Die Sonne lässt alles wachsen und erblühen, kann aber ohne den befeuchtenden, kühlenden und zusammenhaltenden Effekt des Wassers auch austrocknend, verbrennend und zerstörerisch sein.
Der Sommer ist die Zeit, in der die Sonne ihren höchsten Stand erreicht und das Element Feuer den stärksten Einfluss hat.
Pitta-Dosha, das Transformationsprinzip, besteht hauptsächlich aus den Elementen Feuer und (ein wenig) Wasser. Es ist das vorherrschende Dosha des Sommers.
Ist ein Sommer jedoch außergewöhnlich trocken, kann sich auch der Einfluss von Vata-Dosha durch die Eigenschaften trocken und rau bemerkbar machen.
Feuer und Wasser
Wie in jeder Jahreszeit geht es auch im Sommer um die Erhaltung des Gleichgewichts im menschlichen Organismus. Bei Umgebungstemperaturen, die die Kerntemperatur des menschlichen Körpers (ca. 37 Grad) übersteigen, wird es schwer für den Körper, diese Temperatur zu halten. Wer hat an einem heißen Sommertag nicht das Bedürfnis, ein kühles Bad zu nehmen oder kalte Getränke zu genießen? Auch eine kühle Brise (Bewegungsprinzip Vata) wird als angenehm empfunden.
Die kühle des Mondes (der das Element Wasser verkörpert) und die Wärme der Sonne (die das Element Feuer symbolisiert), also Wasser und Licht, sind Grundvoraussetzungen für das Leben. Beides im rechten Maß bringt dem Menschen Wohlbefinden. Ein Übermaß des einen oder anderen erzeugt Unwohl sein.
Sommer
Sonne erreicht höchsten Stand.
Pitta sammelt sich im Körper an.
Herbst
Nördlicher Kreislauf der Sonne geht zu Ende.
Vom Sommer Pitta angereichert, evtl. Vata ebenfalls nach trockenem Sommer.
Winter
Sonne hat den niedrigsten Stand und befindet sich auf dem südlichen Kreislauf.
Vata stark bei kaltem und trockenem Wetter, Kapha stark bei kaltem und feuchtem Wetter.
Frühling
Sonne beginnt nördlichen Kreislauf, steigt höher.
Kapha verflüssigt sich, Pitta nimmt zu.
Den Sommer geniessen
Stehen Sie im Sommer früh auf, am besten gegen 5 Uhr. Jogging ist im Sommer nicht zu empfehlen – und wenn dann nur früh morgens. Gehen Sie lieber spazieren oder praktizieren Sie Yoga, vermeiden Sie aber Pranayama- und Yoga-Übungen, die Pitta vermehren. Besonders geeignete Yoga-Übungen sind z. B. Brücke, Kamel, Bogen und Kobra. Diese Übungen vermindern Pitta in Leber und Dünndarm, wo dieses physiologisch bereits stark vorhanden ist.
Sitali – Atem
Eine kühlende Pranayama-Übung ist der Sitali-Atem. Strecken Sie dazu Ihre Zunge heraus und formen Sie sie zu einer Röhre (oder biegen Sie alternativ die Zungenspitze nach hinten Richtung Gaumen). Atmen Sie durch die gerollte Zunge in den Bauch hinein und atmen Sie durch die Nase wieder aus. Diese Übung kühlt Pitta im Verdauungstrakt.
Tragen Sie weite Kleidung aus Baumwolle oder Seide, das kühlt den Körper. Meiden Sie wärmende Farben wie Rot, Orange oder intensives Gelb. Wenn Sie eine Sonnenbrille tragen, wählen Sie keine roten, orangefarbenen oder gelben Gläser. Dieser Farben verstärken Pitta. Bevorzugen Sie eher blaue oder grüne Gläser, diese Farben haben eine kühlende Wirkung.
Wie in wärmeren Ländern üblich, sollte nicht in der Mittagshitze oder in der Sonne gearbeitet werden. Bei großer Hitze kann man ruhen, bis es nachmittags wieder kühler wird. Halten Sie sich möglichst im Schatten auf und trinken Sie ausreichend Wasser. Machen Sie in den kühlen Abendstunden Spaziergänge, besonders bei Mondschein, um den kühlenden Effekt des Mondes zu genießen.
Massieren Sie sich mit Kokosöl oder Sonnenblumenöl und duschen danach mit kühlem Wasser. Heiße Duschen provozieren Pitta und sollten deshalb vermieden werden.
Tragen Sie im Sommer Schmuck aus Jade oder Aquamarin um ebenfalls einen kühlenden Effekt zu erzielen.
Nahrungsfülle des Sommers
Die reichliche Auswahl an Nahrung, die uns unser Lebensraum im Sommer anbietet, entspricht den Anforderungen des menschichen Organismus, um das homöostatische Gleichgewicht zu erhalten.
Das natürliche Verlangen nach jahreszeitkonformer Nahrung ist jedoch vielen Menschen nicht mehr bewusst und wird ignoriert. Wenn allein die Sinne die Nahrungsauswahl besitmmen, steht die gewählte Nahrung vielleicht im Widerspruch zu den körperlichen Bedürfnissen der Konstitution.
Bei großer Hitze ist das Agni (Verdauungskraft) schwach und daher unser Hunger eher gemäßigt. Schwerverdauliche Nahrung sollte dann gemieden werden.
Bewegung und Verdauung erzeugen Wärme
Wie schon erwähnt, ist Pitta im Sommer dominant, was Körper und Geist schwächt. Der Körper ist einer hohen Umgebungstemperatur ausgesetzt. Seine Eigenwärme produziert der Organismus durch Verdauungs- und Muskeltätigkeit. Wir fühlen uns deswegen bei großer Hitze schwach, bewegen uns ungern und der Appetit ist gering. So wird vermieden, noch zusätzliche Wärme zu erzeugen.
Hören Sie auf Ihren Körper! Nehmen Sie leicht verdauliche Nahrung in angemessener Menge zu sich und meiden Sie nach Möglichkeit körperliche Anstrengung.
Tageszeiten und Ernährung
Trinken Sie nach dem Aufstehen in der Vata-Zeit zwischen 5 und 6 Uhr etwas warmes Wasser. Nutzen Sie die Kapha Zeit zwischen 6 und 10 Uhr, um Kräfte für den Tag zu sammeln. Frühstücken Sie am besten erst gegen 10 Uhr bei beginnender Pitta-Zeit, dann können Sie das Frühstück am besten verdauen.
Verzichten Sie auf eisgekühlte oder heiße Getränke, bevorzugen Sie Getränke mit Umgebungstemperatur. Kalte Getränke schwächen das Agni und heiße Getränke bringen zu viel Hitze in den Körper.
Das Mittagessen sollte zwischen 13 und 14 Uhr eingenommen werden. Danach ist eine Ruhephase angebracht. Schlafen sollten Sie nur bei großer Hitze. Frisches, reifes, saftiges Obst oder Salat kühlt den Körper und ist in der Mittagszeit, der Zeit der stärksten Verdauungskraft, ein ideales Essen.
Das Abendessen sollten Sie zwischen 18 und 19 Uhr einnehmen. Am besten eine leichte Suppe. Kohlenhydrate und Salate sollten am Abend gemieden werden. Essen Sie nach dem Abendessen nichts mehr. Trinken Sie vor dem Schlafengehen (ca. 22 bis 23 Uhr) etwas warmes Wasser.
Frühstücksbrei mit Reisflocken (für 2 Personen)
- 1/2 Liter Sojamilch (alternativ Reismilch, Hafermilch etc.)
- 6 EL Reisflocken (alternativ Dinkel- oder Haferflocken)
- 2 EL Rosinen
- 1 Feige, getrocknet und klein gehackt (alternativ Datteln etc.)
- 1 EL gehackte Mandeln
- etwas gemahlenen Zimt, etwas gemahlenen Kardamom
- 1 TL Ghee
Die Milch in einem Topf erhitzen, bei kleiner Hitze unter ständigem Rühren die Reisflocken hineingeben. Dann Ghee, Gewürze, Trockenfrüchte und Mandeln zufügen. So lange kochen lassen, bis ein Brei entsteht (5-10 Minuten).
Alle Arten von frischem, reifem und saftigem Obst oder verschiedene Salate.
Ayurvedische Abendsuppe (4 Personen)
- 1 EL Ghee
- 1 Zwiebel
- 750 ml Ingwerwasser oder ausgekochte Gemüsebrühe
- 500 g Gemüse: z. B. Karotten, Sellerie, Fenchel, etwas Kartoffel oder Süßkartoffel, Kürbis, etwas grüne Bohnen (am besten Gemüse entsprechend der Jahreszeit, aber keinen Kohl, da er bläht)
- 1/2 TL gemahlenen Bockshornklee, 1 TL gemahlenen Kreuzkümmel, 1/2 TL Koriander, 1/4 TL Paprika edelsüß
- etwas Salz und schwarzen Pfeffer
- 1 TL Zitronensaft
Die Zwiebel und das Gemüse klein schneiden. Das Ghee in einem Topf erhitzen und die Gewürze darin kurz anrösten, dann die gehackte Zwiebel hinzufügen und etwas dünsten, danach das kleingeschnittene Gemüse unterrühren. Mit dem Ingwerwasser oder der Gemüsebrühe auffüllen und ca. 25 Minuten köcheln lassen. Mit etwas Salz und schwarzem Pfeffer abschmecken sowie den Zitronensaft hinzufügen. Man kann noch frische Kräuter wie Basilikium, Dill, Petersilie oder Koriander dazugeben.
Im Takt der Natur
All diese Empfehlungen helfen Ihnen, einen beschwingten und gesunden Sommer zu erleben. So können Sie die Zeit des Lichts und der Wärme genießen und freuen sich am Ende des Sommers auf die nächste Warme Jahreszeit.
Lust auf eine Ayurvedakur? Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Quelle: Auszug aus dem Beitrag von Michael Rohrschneider | Auyrveda-Journal