Der starke Kaffee:
Ein Mensch, der viel Kaffee getrunken, ist nachts in keinen Schlaf gesunken.
Nun muss er zwischen Tod und Leben hoch überm Schlummerabgrund schweben
und sich mit flatterflinken Nerven von einer Angst zur andern werfen
und wie ein Affe auf dem schwanken, Gezweige turnen der Gedanken,
muss über die geheimsten Wurzeln, des vielverschlungnen Daseins purzeln
und hat verlaufen sich alsbald, im höllischen Gehirn-Urwald.
In einer Schlucht von tausend Dämpfen, muss er mit Spukgestalten kämpfen,
muss, von Gespenstern blöd geäfft, an Weiber, Schule, Krieg, Geschäft,
in tollster Überblendung denken und kann sich nicht ins Nichts versenken.
Der Mensch in selber Nacht beschließt, dass er Kaffee nie mehr genießt.
Doch ist vergessen alles Weh, am andern Morgen – beim Kaffee.
Eugen Roth
Die Wirkung des Kaffees aus Sicht der Traditionellen Cinesischen Medizin (TCM)
Nach diesem, sehr amüsanten und wohl wahren Kaffee-Freunde-Gedicht, möchten wir hier zum Thema Kaffee noch einige Worte aus der Sicht der TCM hinzufügen:
Der von Eugen Roth beschriebene Kaffeetrinker begegnet dem Kaffee noch einigermaßen mit Ehrfurcht bzw. scheint sich seiner starken Wirkung bewusst zu sein. Mit dem Kaffeetrinker wie wir ihn heute häufig antreffen, hat er allerdings wenig oder gar nichts mehr zu tun.
Meist wird die starke Wirkung von Kaffee gar nicht mehr wahr bzw. ernst genommen. An so manchem Arbeitsplatz werden ein bis zwei Kannen, nicht mehr Tassen, getrunken. In Zeiten von Coffee-to-Go ersetzt er andere Getränke und oft auch Mahlzeiten.
Die Wirkung von Kaffee nach den Grundsätzen der 5 Elemente Lehre (TCM) ist bitter und heiß. Wegen seines bitteren Geschmacks wird Kaffee dem Feuerelement zugeordnet. Das Feuerelement hat einen besonderen Bezug zum Herzen und zum Blut. Grundsätzlich kann man sagen, dass der bittere Geschmack nach unten leitet, bei der Verdauung und bei der Ausscheidung hilfreich sein kann und ein Absenken von Qi und Säften bewirkt.
Deshalb trinkt man den Espresso zur Verdauung nach dem Essen. Durch die Hitzezufuhr kann er Stockungen und Nässe auflösen und das Gehirn aktivieren – wir kennen das bei mancher Art von Kopfschmerz bei dem eine Tasse Espresso hilft.
Kaffee erhöht das Yang indem er sehr schnell Hitze ins System abgibt, die jedoch ohne Basis und daher schnell wieder verbraucht ist. Anders wie bei einer wärmenden Mahlzeit, die uns auf lange Zeit wärmt und nährt und somit unser Yang und unsere Kraft anhebt, pusht uns Kaffee für kurze Zeit. Er stimuliert den Körper Wärme und Energie freizusetzen ohne ihm diese zuzuführen. Somit raubt er aus dem körpereigenen Energiereservoir ohne wieder für Nachschub zu sorgen. Im Gegenteil, dadurch, dass er auch den Appetit zügelt, verhindert er dies sogar indirekt. Somit spendet er kurzfristig große Hitze, kühlt uns langfristig damit aber aus.
Um auf Eugen Roth nochmals einzugehen, Kaffee regt uns an, raubt uns aber langfristig so viel Substanz, dass wir die Kraft zur Umsetzung einbüßen. Daher ist die Menge des Kaffeegenusses so entscheidend, denn wenig kann den Motor ankurbeln, während häufiger Kaffeegenuss langfristig Kälte und damit Schwäche und in dieser Abfolge Schlacken im System verursacht.
Bei folgenden Indikatoren Sie grundsätzlich Kaffee meiden:
Achtung! Wer bereits unter Blutarmut oder Yin-Mangel leidet, sollte Kaffee ganz meiden. D. h. wenn man gestresst ist, Probleme hat sich zu entspannen, schreckhaft ist und abends nicht ins Bett gehen will, oder nicht einschlafen kann, oder nicht durchschlafen kann, zu früh aufwacht und wer zu heißen Füssen, heißen Händen oder zu Nachtschweiß neigt, sollte unbedingt die Finger von Kaffee lassen.
Ebenso sollte Kaffee bei aufsteigendem Leber-Yang, Herz-Feuer, Herz-Blut-Leere, Leber-Blut-Leere sowie bei Leber- und Nieren-Yin-Mangel gemieden werden. D. h. bei allgemeiner Schwäche, Magenproblemen jeder Art, ist man ein leicht reizbarer Charakter oder fühlt man sich innerlich eher ausgebrannt. Hier bitte in jedem Fall auf Kaffee verzichten.
Kaffee hat eine austrocknende Wirkung auf das Herzblut und die Lunge. Kaffee geht auch direkt auf die Nieren und verbrennt das Nieren-Jing auf Dauer – das Nieren Jing ist unser Garant für ein gesundes Leben im Alter. Kaffee kann „inneren Wind“ in Form von Schlaflosigkeit auslösen und Hitze in Dünndarm und Blase verursachen.
Somit schließt sich wieder der Kreis zum Gedicht von Eugen Roth. Die Gedanken halten nicht mehr still und sie fallen über einen her, somit findet auch der Körper keine Ruhe.
Auch wenn der Kaffee gut vertragen wird sollte folgendes beachtet werden:
Selbst wenn man zu jenen gehört, die Kaffee gut vertragen, sind Espresso oder gekochter türkischer Kaffee empfehlenswerter, da die stark säuernde Wirkung des Filterkaffees das Blut schädigen, den Kreislauf belasten und die Magenschleimhäute angreifen kann.
Kardamom im Kaffee neutralisiert dessen erhitzende bzw. langfristig auskühlende Wirkung und ist in der Lage die im Kaffee enthaltenen Giftstoffe teilweise zu neutralisieren.
Lassen wir unsere Nahrung Medizin sein, so werden wir den Kaffee in vernünftigen Maßen und zu besonderen Zeiten einsetzen, um ihn dann mit dem entsprechenden Wissen und der im besten Falle daraus erwachsenden Ehrfurcht zu genießen. Als Yang-Tonikum, von dem wir nicht abhängig werden wollen.
So gilt nun auch hier die Weisheit des Paracelsus, dass nichts an sich weder gut noch schlecht ist, es ist zum einen die Menge und zum anderen auch unsere eigene Konstitution, die die Dinge wertvoll oder schädlich für uns machen.
Während des Basenfastens ist es generell ratsam auf Kaffee zu verzichten, weil er zu viel Säure im Körper produziert und daher kontraindiziert ist.